Der kleine Dieter und die weise Eiche
Es war einmal eine
kleine und ruhige Stadt, wo alle Bewohner friedlich und glücklich
lebten. In der unmittelbaren Nähe dieser Stadt lag ein schöner grüner
Wald, doch niemand traute sich dahin, weil die Einwohner behaupteten, der Wald sei verzaubert und gefährlich.
In dieser Stadt lebte der kleine Dieter, ein zwölfjähriger Junge, der gerne heimlich im nebengelegenen Wald spazieren ging. Er fand die grüne Natur beruhigend und erholsam.
Bisher verfügte die Stadt über ein geniales System für die Entsorgung der Abfälle: Ein Zauberspruch ließ diese Abfälle verschwinden. "Zack, zack, und fertig ist der Lack!" hörte man die Leute überall schwören. So war die Stadt immer sauber und die Einwohner freuten sich über die Lebensqualität ihrer Stadt.
Das Leben in dieser Stadt war so idyllisch und angenehm, dass auch in entfernten Gegenden von ihr erzählt wurde. So wurde sie
im ganzen Land bekannt. Menschen aus dem ganzen Land wollten diese
Stadt besichtigen, um herauszufinden, ob sich die Stadt ihren Ruhm
tatsächlich verdient hatte.
So pilgerten immer mehr Menschen in die Stadt. Und da sie von der Stadt so begeistert waren, ließen sie sich dort nieder.
Mit den kühlen Tagen kam ein alter griesgrämiger Zauberer in die Stadt. Er war ebenfalls neugierig auf sie geworden. Ihm bereitete dieser Besuch weder Bewunderung noch großes
Glück, sondern Entsetzen und Zorn. Er sah nämlich, wie die Einwohner
ihre Begeisterung für ihre eigene Stadt preisgaben und wie sehr sie auf ihr Entsorgungsystem stolz waren. Und eines so großen
Stolzes hätte er sich nicht aussetzen müssen, da dieser Zauberer eins
recht nicht mochte, Prahlerei: "Furchtbar diese Leute, die sich für
etwas Besseres halten. " So beschloss er, dem Glück dieser Stadt ein
Ende zu setzen: Er legte das magische Entsorgungssystem mit einem
starken Zauberspruch lahm. " Zum Teufel mit der Prahlerei, die
Sauberkeit ist nun vorbei", rief er.
In dieser Sekunde geschah etwas Schreckliches für die Stadt: Das, was
das Zusammenleben ermöglicht hatte, verschwand und die Stadt fing an, immer mehr einer Mülldeponie zu gleichen.
Die einst schöne und ruhige Stadt war eine enge und hässliche Stadt geworden, in der sich der Müll direkt auf der Straße anhäufte. Sehr bald gab es keinen Platz mehr und es musste dringend eine Notlösung her. So fingen die Einwohner der Stadt an, ihren Müll im nahegelegenen Wald zu deponieren. Der Schmutz breitete sich zunehmend im ganzen Wald aus und die große Eiche, die über dem ganzen Wald herrschte, wurde um dessen Zukunft immer besorgter. Die Bäume waren nahe am Ersticken aber keiner kümmerte sich darum.
Als die Tage immer kürzer wurden und die Sonne hinter einem dicken Wolkenmantel versteckt war, beschloss der kleine Dieter im
Wald spazieren zu gehen. Er verließ seine Wohnung, ging auf die
überfüllte dreckige Straße und gelang zum Wald. Ihn erwartete aber eine
böse Überraschung. Der einst schöne grüne Wald war grau, blau, rot, gelb... bunt geworden. Es lagen überall Reste, Verpackungen und Tüten: in den Büschen, zwischen den Wurzeln der Bäume, auf den niedrigen Sträuchern. "Zack, zack, und fertig ist der Lack!" rief der junge Dieter mehrmals vergeblich. Schwermut und Ratlosigkeit erfüllten den Jungen in diesem Moment . Er brach in Tränen aus und sank zu Boden. Er saß auf den Wurzeln der großen Eiche. Der alte Baum fühlte, wie sehr der junge Dieter den Wald liebte. Mit ihm fühlend hob er eine Wurzel vom Boden an und umuarmte
den Jungen, um ihn zu trösten. Der kleine Dieter erschrak und sah sich
um, als wolle er sich Hilfe holen. Da sprach der Baum mit einer tiefen aber freundlichen Stimme: Du
brauchst keine Angst zu haben, du barmherziges Kind. Ich bin der Herr
in diesem Wald und nehme dich in Schutz. Ich möchte dir von unserem Leid
hier im Wald erzählen.
"Ihr Menschen habt das Leben hier im Wald zerstört. Sieh doch, wie meine Freunde langsam ersticken. Du allein kannst uns retten!" Dieter fühlte sich in diesem Moment dieser Aufgabe gewachsen und nahm nickend die Herausforderung an.
Er versprach, sein Bestes zu tun und ging nachdenklich wieder nach
Hause. Als er in seinem Bett lag, konnte er nicht einschlafen und grübelte über eine Lösung nach. "Grübel, grübel, grübel, gelöst ist das Rätsel!"
Am
nächsten Tag stand der kleine Dieter sehr früh auf und ging direkt nach dem
Frühstück zum Rathaus. Er fühlte sich zu einer höheren Aufgabe berufen
und wollte sich für seine Stadt engagieren. Er stellte dem
Bürgermeister seine Pläne für eine Öffentlichkeitskampagne gegen die
Verschmutzung durch den Müll vor. "Ich heiße Dieter und mir ist eine
gute Idee in der Nacht eingefallen. Wir leiden unter dem Müll und die
Natur geht ebenfalls unter der Masse der Abfälle unter. Leider können
wir die Abfälle nicht mehr mit dem Zauberspruch verschwinden lassen,
aber wir können ein System aufbauen, um diese Abfälle loszuwerden:
Trennung, Wiederverwertung und Verbrennung." Der Bürgermeister war skeptisch.
"Es ist doch egal, wenn der Wald immer schmutzig wird, es geht doch
sowieso keiner dort hin", sagte er. Der kleine Dieter war so wütend, dass er sich
nicht mehr beherrschen konnte und schrie: "Der Wald ist zwar lebendig
aber nicht gefährlich! Im Gegenteil! Die große weise Eiche hat mir
erzählt, dass die Bäume uns Menschen helfen. Sie produzieren Sauerstoff
und wenn sie alle sterben, dann sterben wir am Ende auch!" Der
Bürgermeister erschrak und sah ein, dass er sich geirrt hatte und dass
die Situation wirklich ernst war. Nachdem Dieter seine Lösung nochmal
ausführlich erklärt hatte, war der Bürgermeister von seinem Engagement und seinen Ideen begeistert und integrierte kurz darauf den Jungen im Jugendrat. Auch die Mitglieder des Jugenderats waren begeistert. So erlangte der junge Dieter einen wichtigen Platz in der Stadt. Jeder
Einwohner bekam verschiedene Mülltonnen und Anweisungen, wie der Müll
getrennt werden sollte. Es wurde beschlossen, dass die Mülltonnen
mehrmals in der Woche gesammelt würden.
Nach und nach wurde der Müll immer geringer. Der Müll wurde getrennt, wiederverwertet oder aber verbrannt. Währendessen wurde der Wald immer grüner.
Nach vielen Wochen harter Arbeit mit den Einwohnern fand der kleine Dieter wieder etwas Zeit, um einer seiner Lieblingsbeschäftigungen nachzokommen,
und ging in den Wald. Da erwartete ihn eine schöne Überraschung: Der
Frühling war wieder da, hier und da erblüteten die Pflanzen, alles lebte! Er
setzte sich auf die Wurzeln der großen Eiche und da sprach der weise
Baum: "Dieter, du hast uns gerettet! Wir sind dir ewig dankbar. Wenn du
immer auf uns aufpasst und uns besuchen kommst, verspreche ich dir eine
glückliche Zukunft in deiner Stadt".
Und
wenn der kleine Dieter nicht gestorben ist, dann lebt er noch immer
glücklich in der schönen STadt und geht jeden Tag im nahegelgenen Wald
spazieren.
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